Der Endbericht des LärmAktionsPlans vom 14.11.2018 ist schon lange verabschiedet und veröffentlicht. Der ehemalige Bürgermeister hat ihn unterschrieben und dazu aufgefordert darüber zu diskutieren.
Für den Bereich der B 6 südlich von Erichshof werden die Einrichtung bei sog. Hotspots von Einzelmaßnahmen wie Geschwindigkeitsreduzierung auf 50 kmh und Überwachung durch stationäre oder mobile Kameras empfohlen, gleichzeitig findet man im Text die Anregung die bisherigen Geschwindigkeitsbegrenzungen zu lassen, wie sie sind.
Das stellt einen erheblichen Widerspruch im Lärmaktionsplan dar, der deshalb nicht logisch ist und so nicht zur Lärm- und Emissionsentlastung beitragen kann.
Die Tatsache, dass bislang keine der vorgeschlagenen Maßnahmen in der Gemeindevertretung diskutiert oder etwa durchgeführt wurde, zeigt dass die Gemeindeverwaltung das Problem lieber totschweigt oder auf vermeintlich andere Entscheidungsträger verweist. Das nennt sich dann „Bürgerfreundlichkeit“.

Erichshof – So schnell kann’s gehen, scherzt Joachim Schlacke am Ende des Ortstermins. Noch bevor er sich von den Behördenvertretern verabschiedet, richten Mitarbeiter einer Baufirma eine Sperrung der Landsberger Straße ein. Aber so schnell geht es natürlich: Anlass ist eine geplante Straßensanierung, die „Durchfahrt verboten“-Schilder und die Baustellengitter werden nur vorübergehend in der Einmündung stehen.
Aus Sicht des Weyher Bundesstraßen-Anwohners gehört die – als Abkürzung genutzte – Landsberger Straße zu den Problemstellen in der Nähe der Kreuzung zwischen B 6 (Syker Straße/Bremer Straße) und Angelser Straße. Der Verkehr und damit die Lärmbelastung hat an der meistbefahrenen Straße in Weyhe in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter zugenommen, schildern Joachim Schlacke, seine Frau Andrea sowie einige Nachbarn. Dass es gefährlich sei, die Einmündungen zu den Querstraßen zu Fuß oder mit dem Rad zu queren; dass es Zeit und Nerven koste, mit dem Auto auf die B 6 einbiegen zu wollen.
Für zusätzlichen Verkehr hätten zudem die Verbrauchermärkte in Kreuzungsnähe gesorgt. Die Ampelkreuzung sei so, wie sie ist, nicht mehr zeitgemäß, findet Nachbar Henning Warneke. Man habe drei Zufahrtsstraßen vor der Kreuzung, merkt Andrea Schlacke an. Und um die Rotphasen zu umgehen, würden Autofahrer nicht nur über die Landsberger Straße, sondern auch über die Herrenweide und Netto-Parkplatz ausweichen – und zwar so schnell, dass er samstagvormittags beim gemeinsamen Brötchenkaufen mitunter Angst um seine kleine Tochter haben müsse, erzählt Warneke.
Eine durchgehend geringere Höchstgeschwindigkeit auf der B 6; Kontrollen, damit die erlaubten 50 Stundenkilometer im kurzen Abschnitt zwischen der Ampelkreuzung bis hinter die Hombachbrücke strikter eingehalten werden (die dortige Geschwindigkeitsbegrenzung wird mit der Sicherung der Brücke begründet). Das sind zwei der Punkte, die Schlacke im Sommer gegenüber der Kreiszeitung gefordert hatte. Und für die er und weitere Anwohner auch im Bau- und Planungsausschuss eintraten, als der sich dem kommunalen Lärmaktionsplan beschäftigt hat.
Wegen diesen und weiteren Punkten – und weil es beim Thema Verkehr unterschiedliche Zuständigkeiten und Befugnisse gibt – hat Schlacke seit Längerem auf einen Termin vor Ort gedrängt. Außer den Schlackes nehmen fünf weitere Nachbarn an dem Termin am späten Montagvormittag teil. Von den zuständigen Behörden ist die Weyher Gemeindeverwaltung der Einladung gefolgt – in Person von Bürgermeister Frank Seidel, Fachbereichsleiter Detlef Plate und Stefan Sommer, zuständig für Verkehrsrecht. Für die Polizei im Landkreis Diepholz ist Ingo Büntemeyer, Sachbearbeiter Verkehr, nach Erichshof gekommen, von der Diepholzer Kreisverwaltung unter anderem Silke Bodenstab, für Ordnungswidrigkeiten zuständige Teamleiterin. Allein die Landesstraßenbaubehörde in Nienburg hat ihre Teilnahme noch abgesagt.
Von den Behörden gibt es eine Reihe abschlägiger Auskünfte: Im Tempo-50-Abschnitt seien keine Geschwindigkeitsmessungen zu machen – in Sichtweite des Tempo-70-Schilds würde das einer gerichtlichen Prüfung nicht standhalten. Also Tempo 50 weiter Richtung Waldkaterkreuzung? Geht auf einer Bundesstraße nicht ohne Weiteres. Aus polizeilicher Sicht handele es sich nicht um einen Unfallschwerpunkt. Und der Gemeinde seien die Hände gebunden. „Wenn es gehen würde, würden wir es machen“, beteuert Bürgermeister Frank Seidel.
„Die Situation ist nicht spürbar besser geworden“, sagt Joachim Schlacke den Behördenvertretern eingangs. „Das, was wir gemacht haben, ist ja nicht nichts“, entgegnet kurz darauf Ingo Büntemeyer. Der Polizist nennt hier etwa Tempo 50 und die Markierungen auf der Einmündung der Landsberger Straße auf die B 6.
Über Sinn oder Unsinn der gestrichelten Linie – die Autofahrer dazu bringt, sich im schrägen Winkel anstatt frontal der Bundesstraße zu nähern – sind sie sich aber ebenfalls uneins. Büntemeyer führt die bessere Sicht, ohne sich den Kopf verrenken zu müssen, an. Die Anwohner halten dagegen: Dadurch würden Linksabbieger aus der Landsberger Straße und gegenüber aus der Erichshofer Heide nun vermehrt hintereinander kreuzen.
Dass die Fahrzeuge auf der Landsberger Straße so weit nach recht ausweichen können, ist nach Beobachtung der Nachbarn ohnehin nur möglich, weil der Einmündungsbereich im Laufe der Jahre breiter geworden ist. Offenbar sind Rechtsabbieger im Laufe der Jahre immer weiter in den früheren Grünstreifen ausgewichen – der dann bei Sanierungen mit Asphalt ausgebessert wurde, sodass die Einmündung inzwischen trichterförmig ist.
Während im Hintergrund der Verkehr rauscht, kommen Nachbarn sowie Behördenvertreter gleichwohl miteinander ins Gespräch. Bürgermeister Frank Seidel stellt am Ende fest: Die Ecke sei ihm bekannt gewesen, aber was die „Jucke-Punkte“ seien, sei ihm nun klarer geworden. Es sei gut, dass man sich getroffen habe. „Wir werden das mitnehmen und prüfen“, sagte Seidel.
Ein konkreter Vorschlag der Nachbarn lautet: Aus der Landsberger Straßein Richtung Angelser Straße eine Einbahnstraße zu machen und so den (Abbiege-)Verkehr zu entzerren. „Außerorts“, lautet hier ein Einwand. Die Anwohner weisen zudem auf die Kindertagesstätte hin, die an der Angelser Straße Form annimmt und für Hol- und Bringverkehr sorgen dürfte.
Das Anliegen inklusive der Einbahnstraßen-Idee hatte Schlacke vor dem Termin bereits Vertreterinnen der Weyher Grünen vorgetragen – man war bei einem Info-Stand der Grünen auf dem Marktplatz miteinander ins Gespräch gekommen. Vorstandsmitglied Annika Bruck erklärt auf Nachfrage, dass sie einem Austausch mit der Gemeindeverwaltung nicht vorgreifen wolle.
Was die Gemeinde tun kann und wird, ist also noch offen. Das letzte Wort zur B6-Kreuzung ist aber offenbar noch nicht gesprochen. DIERCK WITTENBERG
Quellenangabe: Kreiszeitung Syke/Weyhe/Stuhr vom 19.11.2024, Seite 11
Leserbrief zu Im Kreuzungsbereich, Kreiszeitung vom 18.11.24
Ihm sei klar geworden, was die „Juckepunkte“ seien und wir werden das mitnehmen und prüfen, so äußerte sich der Bürgermeister von Weyhe. Allein diese Bemerkung stellt für mich eine Beerdigung dritter Klasse dar.
Schon im Jahr 2018 hatte ich zur dritten Auflage des Lärmgutachtens der Gemeinde Weyhe die Gemeinde aufgefordert, dafür zu sorgen, die Geschwindigkeit auf der B6 über die Kreuzung B6/B322 nach Süden bis zum Waldkater auf 50 kmh zu reduzieren. Meine Forderung damals wie heute, auch die Einrichtung von mehreren Kreisverkehren auf der B6. Meine Vorschläge sandte ich der damaligen Ratsfrau Kurzke, die mir versprach die Angelegenheit der SPD Fraktion zu unterbreiten. Ob sie überhaupt gehört wurde, ist mir nicht bekannt. Sie wurde allerdings von ihrer Zuständigkeit für Verkehr kurze Zeit später entbunden.
Die Gemeinde hat mir nie auf meine Einwendungen zum dritten Lärmgutachten geantwortet. Der damalige Bürgermeister war wohl eher ein Fan der schnellen Autofahrt.
Auf lange Betrachtung ist die Gemeinde wohl eher zurückhaltend im Umgang mit der Landesverkehrsbehörde in Nienburg, die die Zuständigkeit haben in Sachen Bundesstraßen.
Eine Gleichbehandlung der Geschwindigkeit nördlich (Erichshof) zur südlichen Richtung Waldkater, für beide Teilstrecken wäre eine Geschwindigkeit von 50 kmh angemessen.
Die Erfahrungen der Gemeinde mit der Landesverkehrsbehörde waren in der Vergangenheit eher negativ, es gibt keine Erfolgserlebnisse in Sachen Verkehr für die Gemeinde. Sie haben es teilweise gewollt, aber nicht gekonnt. Als Beispiel sei nur die gescheiterte Einrichtung eines Kreisverkehrs in Dreye erwähnt.
Seit spätestens dem 14.11.2018 sollte der Gemeinde klar gewesen sein, welches Umweltproblem auf die Gemeinde zukommt. Außer der Ausrufung des Umweltschutznotstandes gab es keine Konsequenzen und das scheint mir ein reiner Papiertiger zu sein. Deshalb glaube ich nicht an eine weitere Prüfung seitens der Gemeinde und die Betroffenen werden weiter mit allen Mitteln gegen die Untätigkeit Sturm laufen müssen.
